Zu dämmernder Stunde war ich unterwegs, auch wenn mir etwas mulmig zu Mute war, ich war entschlossen mich mit ihnen zu treffen. Woher sollte ich auch sonst mehr darüber erfahren? Nur knirschend ließ sich die Türe zur Hafenschänke öffnen, herein gekommen mußte ich feststellen das ihr Ruf weitaus schlechter war als beschrieben. Stickige verräucherte Luft, das Grölen und Jubeln von betrunkenen Seemännern, heruntergekommene Frauen die für ein paar Münzen jeden Traum erfüllen würden, ich wollte keine Minute länger bleiben als nötig. Kaum ein paar Schritte gegangen sah ich die beiden auch schon, der eine, ein dürrer Mann mittleren Alters saß am Tisch und hatte einen Krug Bier vor sich, der andere, ein wahrer Hüne, seine Hautfarbe war dunkler als die Nacht und sein grimmiger Blick ließ mich erschaudern, stand mit einer riesigen Harpune hinter dem anderen. Nur zögernd begab ich mich zu den beiden, man hatte mich bereits beim hinein kommen bemerkt und bot mir einen Platz an. Kaum hatte ich mich hingesetzt, begann der Sitzende zu sprechen:
"Nenne mich Samuel. Hör zu, was ich dir zu erzählen habe.
Fünf Nächte ist es her, seit die Pequod Uzarion das wohl letzte mal verlassen hat. Mein Kamerad und ich, wir gingen damals von Board und schworen niemals wieder auf diesem verfluchten Kahn, und schon gar nicht unter dem Kommando dieses wahnsinnigen Kapitäns zu segeln. Ihr wollt sicher wissen warum? Das kann ich euch sagen, denn ich war dabei als der Kapitän den Verstand verlor...."
Mit diesen Worten unterbrach der dürre Kerl seine Geschichte und nam einen kräftigen Schluck aus dem Krug vor sich, setzte ihn wieder ab und wischte sich den Schaum vom Mund.
"Ich kann euch eines sagen Herr, Umberlee zu erzürnen kann wahrlich böse enden! Nur ein Narr würde sich auf die See wagen und Umberlee keinen Tribut zollen, den Naturmächten keinen Respekt erweisen und blindlinks in einen Sturm geraten.
Aber Kapitän Baharin, ein Narr ist er keinesfalls, er weiß um die Tücke der See. Immer hat er sie respektiert! Man könnte gar meinen er sei selbst ein Teil der See, sein Leben lang mit ihr vereint wird er sich eines Tages dort seinen Frieden finden. Aber zurück zu der Geschichte, die ich eigentlich erzählen wollte ... der Kapitän ist wahnsinnig geworden! Ich weiß es, ich war dabei, habe es gesehen und gespürt. Es war vor einigen Wochen, wir waren unterwegs zu den südlichen Schwertfischgründen des uzarischen Ozeans, als das Schiff auf ein Riff zu laufen schien. Doch mein Herr, ein Riff war das nicht! Oh nein, gar ungeheuerlich war es, doch was es war kann ich euch nicht sagen. Aber gekämpft haben wir, ein jeder Mann so gut er konnte, Kapitän Baharin vorne weg. Einen Feigling kann man ihn nicht nennen!
Wir kämpften also so gut wir konnten, und das Ungetüm, es zog sich zurück, einer der Kameraden hatte es mit einer Harpune am Auge erwischt, Mistviech, hat‘s auch nicht anders verdient ..."
Plötzlich stolperte einer der angetrunkenen Matrosen und fiel über den Tisch hinweg, sogleich packte ihn der schwarze Hüne und schleuderte ihn bis zur andere Seite des Raumes, ich konnte nicht glauben welche Kraft er besaß, alleine die Harpune die er mit sich führte, ich hätte sie wohl nicht einmal heben können. "Sei' Dummbatze, hö!" brach es dann aus ihm heraus. Was auch immer er damit sagen wollte, der Klügste war er jedenfalls nicht. Doch ich die Ablenkung störte den Redner kaum, er fokussierte mich sogleich wieder und sprach einfach weiter.
"Der Kapitän aber, er lag nach dem Kampf blutend an Deck. Das Vieh, es hatte ihn böse erwischt, das halbe Bein war abgerissen, kein schöner Anblick, kann ich euch sagen. Unter Deck gebracht haben wir ihn dann, die Blutung gestoppt und das Bein versorgt. Dann geschah es, und ich, ja ich war dabei. Der Kapitän war erzürnt, er schrie lauthals Wut und Zorn von sich, er rief nach Umberlee, wollte von ihr erfahren was er im Leben falsch gemacht habe, stets hatte er der See Respekt erwiesen, warum also ließ sie nun zu, dass ausgerechnet sein Schiff von einem Ungetüm angegriffen wurde. Doch die Antwort blieb aus, der Kapitän verzweifelt sprach kein Wort mehr, Tage vergingen und ich saß neben ihm als er in einer ruhigen Minute begann zu sprechen, doch nicht zu mir oder einem anderen Menschen, er sprach zur Meeresgöttin selbst. - "Ich will Rache! Ich werde mich rächen, an allen Monstern der Meere, hörst du? Sie sollen bluten, so wie ich bluten mußte. Ich werde sie erschlagen und zerhacken lassen, und erst wenn keines mehr übrig ist, so werde ich Ruhe finden. Doch du oh große Meeresgöttin, erhälst von mir alles was du willst! Du willst Gold? Schätze? Ich werde dir alles bringen was du verlangst, nur lass mir meine Jagd, meine Rache, oder nimm mir mein Leben!" - Der Kapitän war verrückt! Ich hörte es deutlich in seiner Stimme, ich sah es an seinem Blick, ich spürte es in der Luft. Viel kann ein Seemann ertragen, doch hat einen erst der Wahnsinn ereilt, so ist man auf hoher See verloren!"
Nochmals unterbrach der Mann seine Geschichte und trank Schluck für Schluck aus dem Krug, setzte ihn erst wieder ab als er geleert war.
"Daher haben wir das Schiff verlassen, mit einem solchen Kapitän zur See zu fahren, das kann nicht gut enden! Doch er hat Männer gefunden die dazu bereit waren? Hah, Bergarbeiter, ein Haufen Narren, aber tüchtige Burschen. Ich hörte, sie haben bereits zwei Schiffe geentert, und immer mehr unzufriedene Arbeiter haben sich ihnen angeschlossen, eine Flotte von drei Schiffen der Kapitän nun hat, oder sollte man ihn Admiral nennen?
Ich sah unten im Hafen, das Kriegsschiff aus Miosanh, es war schwer angeschlagen, aber erzählt wollt mir keiner was. Hrm, ich sag es euch, die haben den Kapitän Baharin kennengelernt, er ist kein Narr! Er kennt die den uzarischen Ozean und die orkischen Gewässer wie seine Westentasche. Er hat sicher bereits ein Versteck für seine Schiffe, gefunden hat ihn ja noch keiner ... ich bezweifel auch das sich das so schnell ändert.
Sooo, das ist es was ihr hören wolltet, Zauberer, ein paar Münzen zur Entschädigung wären doch nun angebracht oder nicht?"