[Der folgende Abschnitt stammt aus dem RP gestern Abend.]
Gegen 9 Uhr morgens konnten die Passanten des Marktplatzes Uzârions beobachten, wie ein Mann gehüllt in eine rot-gelbe Robe an die Statue vor dem Baum trat. Manch einer hatte Ihn schon gesehen, wenn er zu Sonnenaufgang, teilweise durch den Lärm des Marktes überdeckt, einen Choral mit einer Frau von ähnlicher Kleidung intonierte.
Er war nicht unbedingt größer als andere, doch von stattlichem Bau und sicher nicht ungepflegt. Die Faust vor den Mund hebend räusperte er sich kräftig und als er über den Marktplatz blickte, faltete er die Hände vor dem Bauch ineinander. Als er die Stimme hob, sprach er so, dass man ihn zumindest bei den gegenüberliegenden Marktständen noch hätte verstehen können.
„Geehrte Bürger und Besucher Uzârions,
Heute mag ein Tag von vielen sein, doch traf ich den Entschluss, heute meinem Herzenswusch zu folgen und für euch, gar mit euch, über die Lehren Lathanders zu sprechen."
Sein Blick fiel aufmerksam durch die spärliche Runde der Anwesenden.
„Viele werden mich nicht kennen, also werde ich mich zunächst vorstellen. Darius Fernheim ist mein Name und ich stamme aus Annûn o Erêlas, jenseits des Nebelgebirges. Den heutigen Tag werde ich nutzen, um Lathander und sein Wirken zu beschreiben, doch sofern ihr meinen Worten lauschen wollt, werde ich die kommenden Tage und Monde seine Glaubenslehre Stück für Stück erläutern.
Viele werden zögern, wenn ich von Lathanders Nähe zu diesem Ort spreche, doch berichten die Gelehrten nicht von Uzârions Beinamen, als dem immerwährenden Licht des Ozeans? Fürwahr, auch Lathander hat viele Beinamen, wobei er vor allem als der Gott des Lichts bekannt ist. Eben deshalb beten wir täglich dreimal zu ihm, je nach dem Stand der Sonne.“
Dabei hob der Mann die rechte Handfläche in Richtung der Sonne empor.
„Elementar in seinen Lehren ist der Wandel, die Entwicklung, die Reife und die Verbesserung eines jeden selbst, aber ebenso ist es der Abschied, das Überdauern und der Neuanfang. Auch die Nacht hat ihren Zweck und wenn wir auch voll Freude jedem Sonnenaufgang begegnen, gehen wir doch nicht in Furcht in die Dunkelheit.
Wandel und Fortschritt sind aber nicht die einzigen Dinge für die er steht."
Langsam schien er seinen Sprechrythmus gefunden zu haben, sein Blick wanderte immer wieder über die Anwesenden und bei den gelegentlichen Passanten versuchte er sie zumindest mit dem Blick zu fangen.
„Wohl noch aussagekräftiger ist sein Ziel der Hoffnung, denn nicht aus dem reinen Wissen könnten wir sagen, dass wir überhaupt im Stande sind uns selbst zu überwinden, sondern aus dem Willen, zum Guten hin. Wo immer es uns möglich ist, suchen wir jene Hoffnung und Ideen zu säen. Beständig kann man Fortschritte sehen und aufgreifen und Mut bringen wo andere verzagen.
Auch wenn der Begriff des Lichts in vielem eine Metapher ist, wollen wir Diener Lathanders Lichter der Hoffnung sein. Das Gute vorantreiben und der Dunkelheit trotzen. Lathander selbst ist ein gnädiger Herr, der Gelegenheiten gibt sich selbst zu verbessern und er hat viel Schönheit in die Welt gebracht."
Er atmete tief durch, die Hände wieder vor dem Bauch faltend.
„Nun habe ich viel gesprochen und doch wenig über Ihn gesagt, denn kaum sind Worte imstande die Güte zu fassen die ich durch ihn erfahren habe. Allerdings möchte ich auch für eure Güte danken, mir Gehör geschenkt zu haben. Wann immer die Zeit gegeben ist, werde ich hier sei und sein Wort bringen – und wenn es euch interessiert, bin ich gerne geneigt eure Fragen darüber zu beantworten."
Es war wohl nur eine Handvoll Anwesender, die seinen Worten gelauscht hatte, aber ausgesprochen zuversichtlich verließ er an jenem Tag, kurz vor Mittag, den Marktplatz.