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 Eschatlon -

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vermilion sun
Weichspül-Hexer
vermilion sun


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BeitragThema: Eschatlon -   Eschatlon - I_icon_minitimeDo Jul 07, 2011 11:50 pm

Er wacht in einem Feld aus Blumen auf, im weichen Gras, im Wind, der ihm über die Haut und durch das Haar streicht. Der süße Duft der Blüten durchzieht das Blau des Himmels, kleine weiße Wolken, wie hingetupft, durch die gleißend das warme, tiefgoldene Licht der Sonne bricht und ringsum die Farben aufschimmern lässt. Grün die weite Wiese, die Kronen der unzählbaren Bäume zu den Seiten, die Blumen in Gelb, in Rot und Violett, dass es Ihm ins Bewusstsein steigt wie süßer Nebel und Er taumelt im Rausch der Freiheit und des Glücks. Er singt und springt und lacht, ruft hinauf in den Himmel und in die Wälder um sein Echo zu hören. Es ist, als tät sich ihm der Himmel auf, als würden die Wolken seinem Blick weichen und ihm ungehindert den Weg freigeben. Tränen der Freude laufen ihm die Wangen hinab über das Kinn und fallen in das weiche, warme Gras. Erst bilden sie eine kleine Pfütze, die sich ihre Zeit nimmt und zum Bächlein wird um zu wachsen, sodass leises sich durchs Gras bahnendes Wasser die Ruhe durchzieht.

Als Er aber dort sein Spiegelbild im Wasser betrachtet, da versiegen die Tränen der Freude und Er beginnt zu weinen. So bitterlich, dass die Blumen welken, die Bäume ihre Blätter verlieren, die Farben an Glanz, bis sie vollends erblaßt sind, der Himmel sich um die Sonne zuzieht, und alles dunkel wird. So bitterlich, dass der Bach im Lauf der Tränen anschwillt und zum Fluß heranwächst. Hilflos ertrinkt er im reißenden Strom.


Malik öffnet die Augen, benommen vom Schlaf und blickt sich um. Man hatte ihn eingesperrt, soviel war sicher. Doch er wusste weder warum, noch für wie lange. Wusste nichtmal seit wann er schon in diesem engen Kerkerloch ohne Fenster liegt. Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Mehrere Monate mindestens, vielleicht schon ein Jahr oder zwei - irgendwann hatte er aufgehört zu zählen, resignierte. Anfangs noch in andauernder Rage gegen die massiven Felswände hämmernd, schreiend als könnte, oder vielmehr wollte, ihn hier unten jemand hören, brannte sein Feuer im Lauf der Zeit aus. Er fiel der Kraftlosigkeit anheim, welche ihn einsam der bleischweren Lethargie überließ, die seinen Körper jeden Tag aufs neue in eine Ecke seines Verließes drückte. So schien es ihm fast als schliefe er mehr, als das er wachte.
Er träumte intensiv.
Mal schön - mal zum sterben schrecklich. Der Schlaf war seine einzige Zuflucht. Seine neue Realität, sein Zuhause. Und wachte er auf, so hatte er längst aufgegeben zu bedauern, sein Leid zu beklagen - aufgegeben zu fühlen. Und immer wenn er die Augen öffnete stand dort neues Brot und Käse, ein Krug Wasser und eine neue Kerze in seinem Verließ. Manchmal sogar, es vermochte ihm ein Schmunzeln auf die Lippen zu zaubern, hatte er das Gefühl, dass dies hier, sein Verließ, der Traum sei. Ein immer wiederkehrender Alptraum über Einsamkeit, Dunkelheit und übelriechenden Käse.

Eines Tages, ob am Morgen oder Abend wusste er nicht, im Stillstand verliert die Zeit an Bedeutung, während er so dasaß und ohne rechten Gedanken an seinem Brot nagte, spürte er etwas. Etwas was er lange, sehr lange nicht gespürt hatte. Präsenz. Die Präsenz eines anderen. Unmittelbar - nicht so, wie die Erneuerung von Wasser und Brot eine Präsenz zu sein scheint. Er starrte in die Dunkelheit und sah doch nichts. Doch es war so deutlich, dass sein Herz mit aller Kraft zu schlagen begann und sich fast uralte Lebensgeister in ihm regten. Zitternd erhob er die Kerze ins Dunkel und.. dort stand jemand. Mitten in seiner Zelle die wagen Umrisse eines Mannes. Plötzliche Angst schlug so hoch, dass er nichtmehr zu atmen wagte und er sich klein machte in seiner Ecke, die Hand nach vorn gestreckt, als wolle er den Schattenmann mit der Kerze vertreiben, wie einen Vampir mit dem Kreuz. Dieser Jemand oder.. dieses Etwas, kam auf ihn zu. Ein erschreckender Anblick wie sein Fortschreiten nur durch das Licht der Kerze ringsum sichtbar wurde. In umittelbarer Nähe der Boden erleuchtet, die Wände zu seinen Seiten, sein eigener Körper, aber nicht der Körper seines Gegenüber. Jener blieb schwarz, verschluckte vollständig das Licht. Der Schein der Kerze vermochte nicht ihn zu erhellen.
Er wollte etwas sagen, doch konnte nicht. Wie lange hatte er in diesem Raum nichtsmehr gesprochen? Funktionierte seine Stimme überhaupt noch?
"Auf den Tag genau dreizehn Monate, junger Malik", sprach eine Stimme ohne Gesicht zu ihm, während sich die Dunkelheit vor ihm sitzend niederließ.
"Dreizehn Monate schon in diesem kargen..", ein pusten löschte die Kerze, "..lichtlosen Raum."
Wie das Licht erlosch, war es Malik als fiele er in ein riesiges Loch hinein. Die Präsenz dieses Mannes mit seiner ruhigen Stimme, es wollte einfach nicht passen, schien sich zu verlagern. Als säße er nichtmehr vor ihm, sondern als wäre er von ihm umgeben. Gänzlich. Hilflos umklammerte er die erloschene Kerze und drückte sie fest an seine Brust. Heißer Wachs lief ihm über die Hände.
Maliks Blut hämmerte so laut durch seinen Kopf, dass er fast das leise Schmunzeln seines Gegenüber überhört hätte.
"Ich weiß wer Ihr seid. So sollt Ihr erfahren wer ich bin. Warum man Euch einsperrte und.. was ab dem heutigen Tag Euer neues, erfülltes Leben sein wird."
Langsam wich die Angst der Verwirrung.
"Was seid Ihr?", brachte Malik nur stotternd hervor.
"Die Dunkelheit, die Euch all die Zeit begleitet hat. Das Gegenteil von Schlaf, Traum und Halluzination. Ich bin, was wirklich ist. Das wahre Licht."
"Ihr seid nicht echt.. weicht!"
Malik schlug in die Dunkelheit um sie zu vertreiben, doch es half nichts. Nichts als Finsternis, in der er zusammengekauert saß.
"Ach wirklich nicht?...", hauchte er ihm zurück, unversehens direkt ins linke Ohr, das Malik zurückschreckte, Augen und Mund weit geöffnet. Einbildung?, dachte er. Es muss! Aber die Kerze. Ich habe nicht..
"Vielleicht bin ich es, vielleicht nicht. Das spielt erstmal keine Rolle. Wichtig ist wohl nur, dass ich Antworten hab auf Fragen, die Ihr Euch selbst nicht beantworten könnt."
Plötzlich schoß es Malik ins Bewusstsein. Der schwarze Geist. Das einfache Volk erzählt ihren Kindern von ihm. Im Dunkeln immer zugegen. Sprich nie ein falsches Wort in die Schatten, er wird es hören. Auch Malik hatte man diese Geschichte erzählt. Als Kind lag er Nachts wach und blickte sturr in die dunkelste Ecke seines Zimmers. Im Laufe des Erwachsenwerdens musste sich jeder mit dem Gedanken arrangieren, dass dort im Schatten vielleicht der Geist wartet. Ohne ein Geräusch. Ohne Atem. Sag nie ein falsches Wort im Dunkeln. Nun war er gekommen um ihn zu holen. Aber warum? Was hatte er getan? Er wusste doch nichteinmal warum er überhaupt eingesperrt war..

Das metallische Klirren des Schlosses unterbrach den Strom seiner Gedanken. Kurz nachdem das geschlossene Gatter seines Verließes aufschwang, entfachte eine Fackel im äußeren Gang. Ihr Licht schien so unglaublich hell, dass Malik sich die Hand vor Augen halten musste, ehe es seinen Befreier als schwarzen lichtlosen Fleck umrandete. Die Fackel in Händen wartete er außerhalb der Zelle. Unsicher erhob sich Malik. Der Körper kraftlos zitternd vom Mangel an Bewegung und dem schlechten Essen. Beinahe wäre er noch umgekippt ehe er es aus seinem Verließ in Richtung des Lichtes schaffte.
Die Fackel wies ihm den Weg durch dunkle, menschenleere Gänge und schließlich eine schier nie enden wollende Wendeltreppe hinauf.
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BeitragThema: Re: Eschatlon -   Eschatlon - I_icon_minitimeFr Jan 27, 2012 8:30 am

Madam Fou!

Ich sterbe,
Hier direkt vor Dir,
Ich sterbe!

So bet Ich nur,
Hoff Ich nur zu hoffen, dass des Todes Kelch an Mir vorüber geht;
Weiß Ich doch, seh Ich doch, fühl Ich doch,
So wahr Ich hier danieder lieg, dass nichts Uns retten wird,
Keiner jener Götter bei Uns steht.

Für wahr! O Graus! O grausig Graus,
Mir wirds gewahr! Des Todes Hand!

Vor lauter Bange eile Ich zur Flucht,
Doch nichts kann Dir entrinnen,
Der Langeweile tiefster Schlucht entspringen.
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Weichspül-Hexer
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BeitragThema: Re: Eschatlon -   Eschatlon - I_icon_minitimeFr Feb 03, 2012 3:44 am

Sehnsucht / tiehierF

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BeitragThema: Re: Eschatlon -   Eschatlon - I_icon_minitimeMo März 12, 2012 1:01 am

Es war Nacht -

Der Wolf von Eschatlon fuhr sich mit der Hand über das blanke Kinn und die Unterlippe, blickte über den schneeverwehten, grob ausgetretenen Weg in den Wald, über dessen Kronen sich im flackernden Licht Rauch erhob, dicke, schwarze Wolken, welche im Dunkeln des Nachthimmels verschwanden. Auf seine Weisung hin hatte man die Felder und Höfe rings um diese Region den Flammen übergeben.
Ein scharfer Wind wehte von der Ferne her und trug die Bitterkälte des Nordens über die Baumwipfel, ließ Blätter und Äste rascheln, zerrte nicht einzig am schweren, tiefschwarzen Umhang des Fürsten, dessen Ränder kunstvoll in Gold mit den Gebeten alter Zeit bestickt waren, denn ebenso am Stoff der Waffenröcke, welche die Ordensritter Eschatlons über ihren prunkvollen Rüsten trugen, die Köpfe in exotisch finstren Helm versteckt, als seien sie Dämonen, die ihren heißen Atem durch Schlitze wie Dampf in die Nacht pusten.
Nur das Antlitz des Fürsten selbst war schwach beschienen vom Licht des Mondes und den Fackeln, welche die Ritter hielten und so einen roten Schein über das Bild warfen.

Im Schneematsch kniete eine Frau, eine Bauernstochter in abgetragener, schwerer Kleidung, die Nase gerötet von der Kälte, eine schlichte Lederkappe auf dem langen, hellen Haar, zitternd und leise schluchzend über einem leblosen, ausblutenden Körper ohne Kopf gebeugt. Den Blick vom Himell wieder gesenkt, strich der Fürst das Blut von seiner glänzend dunklen Klinge in ein seidenes Tuch, sorgfältig, noch während er in Gedanken schien. Langsam nur, als läge alle Zeit der Welt in seinen Händen, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder hinab auf sie.

Weine nicht! waren seine Worte; und er steckte ruhig das blutige Tuch in eine kleine Tasche seines Gürtels. Er stützte die Spitze der Klinge auf den matschigen Boden und sie hielt den Atem an, gab das Schluchzen auf, dort weit über den toten Körper gebeugt. Langsam nur ließ sich der Fürst in die Hocke. Es knartschte das Leder des Handschuhes, mit welchem er den Griff des Schwertes hielt und jenes der dicken Stiefel, die in der tiefen Schneedecke untergegangen waren.

Sieh mich an! hauchte er durch die Stille, über das flackernde Geräusch der Fackeln und den Zug des Windes hinweg in ihr Ohr, dicht vor ihr hockend. Sie zögerte, verharrte noch, ehe sie den Körper hob und sich zitternd zu ihm drehte, schwer und unterdrückt der Atem, die Augen tief gerötet, große Tränen auf den Wangen, den Blick auf die Brust des Fürsten gesenkt. Sanftmütig hob er die belederte Hand, setzte zärtlich den Daumen an ihr vor Angst kurz zurückschreckendes Gesicht, strich ihr über die Wangen, verstrich die Tränen. Schließlich hob er ihr Kinn an und langsam nur wanderte der Blick zaghaft seine Brust hinauf, über den schwarzen Stoff mit goldenem Saum, über den Hals, die reine, unbehaarte Haut auf zum Kinn, den sanft gestrichenen Lippen bis in die tiefbraunen Augen, in welchen das Licht des Mondes stand, wie es sich des Nachts in der Tiefe des Brunnens spiegelt. Sein Gesicht wirkte jung, doch erblichenes Haar hing angefeuchtet in Strähnen ihm über die Stirn bis an die Augen und darüber, wie das Haar eines Greises, dessen Fülle ihm zwar blieb, doch dem das Alter bereits Farbe und Struktur zerfressen hatte.

Und so war es, als gäbe es nurnoch Sie und Ihn;

seinen einnehmenden Blick und die Hand an ihrem Kinn; als wäre der Wind um sie zum erliegen gekommen; als würde die Kälte sich verziehen, das Zittern gleichsam mit dem Atem aussetzen.
Zärtlich schloss er die ruhig gewordene Frau in seine Arme, drückte sie sanft an seine duftende Brust und sie begann leise zu weinen;
nichtmehr, weil ihr Vater vor ihren Augen enthauptet wurde, oder weil das Leid der Pest ihr Familie und Freunde nahm; nicht, weil dieser Moment von Trauer oder Angst über den Tod bestimmt war, sondern weil diese junge Frau zum ersten Mal nach langer Zeit etwas wie Geborgenheit spürte. -

Für einen Moment verkrampfte sich ihr Körper und ihre Hände krallten sich an den Fürsten, als wollten sie niewieder von ihm lassen, während sich sein Dolch in ihrem Nacken versenkte.

Er hielt sie fest, bis ihr Körper erschlaffte und die Tränen gänzlich dem Blut gewichen waren. Behutsam legte er sie zu Boden, in den Schnee, der sich langsam rot zu färben begann.
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